Das EEG verlief eigentlich recht entspannt, zumindest auf den ersten Blick. Finn machte gut mit, und wir schöpften Hoffnung, schnell Klarheit zu bekommen. Doch am Ende stellte sich heraus: Diese Untersuchung hätte man sich beinahe sparen können. Finn war schlichtweg zu klein, um verlässliche Ergebnisse daraus zu gewinnen. Das erfuhren wir natürlich erst im Nachhinein.Wieder Zeit verloren. Wieder Unsicherheit.
Das MRT hingegen war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Hier traf das alte Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“ leider voll ins Schwarze. Da Finn für die Untersuchung sediert werden musste, durfte er ab dem Vorabend um 18 Uhr nichts mehr essen, bis zum nächsten Mittag. Die Untersuchung war für 11 Uhr angesetzt. Und obwohl wir wussten, dass es notwendig war, war es herzzerreißend, ihn hungrig und erschöpft zu erleben.
Wir durften bei ihm bleiben, als er sediert wurde. Ein Moment, den wir nie vergessen werden: Eben noch war Finn lebhaft, quirlig, so wie wir ihn kannten. Und dann, plötzlich, lag er da. Regungslos.Ein Bild, das sich ins Herz brennt.Aber bei so kleinen Kindern geht es leider nicht anders, nur so sind klare Bilder möglich. Während die Untersuchung lief, versuchten wir, etwas zu essen. Aber uns blieb jeder Bissen im Hals stecken. Zu viele Gedanken, zu viele Sorgen. Was, wenn…? Was, wenn es etwas Schlimmes ist? Nach dem MRT kam Finn erstaunlich schnell wieder zu sich, er war tapfer wie immer. Und kaum waren wir zurück im Raum, trat auch schon die erste Ärztin ein.
Ihre Frage: „Haben Sie Vergleichsbilder von der Geburt?“Wir hatten glücklicherweise einen Geburtsbericht dabei. Doch die Frage machte uns nervös. Was wollte sie wissen? Was hatte sie gesehen?Dann kam sie, diese eine Aussage, die alles veränderte:
„Es ist etwas am Hirn zu sehen, das auf ein mögliches Schütteltrauma hinweisen könnte.“
Da war er, der Verdacht, der sich wie ein Schatten auf unsere Gedanken gelegt hatte, und doch war es etwas anderes, ihn so klar ausgesprochen zu hören. Aber sicher waren sich die Ärztinnen nicht. Im Gegenteil, wir bekamen an dem Tag weitere drei Ärztinnen mit unterschiedlichen Meinungen zu hören. Niemand wollte sich festlegen. Niemand wollte uns Klarheit geben. Ein Konsil wurde einberufen, Radiologinnen sollten gemeinsam eine Einschätzung treffen. Und wir? Wir mussten warten. Eine Woche Ungewissheit. Eine Woche Angst. Dann ging ich los, um den Befund abzuholen. Und was ich in Händen hielt, riss mir den Boden unter den Füßen weg: Ein Bericht, in dem eine Krankheit genannt wurde, bei der Finn, wenn sie sich bestätigen würde, maximal neun Jahre alt werden könnte.Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Diese wenigen Worte auf Papier fühlten sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Unfassbar. Unglaublich. Unvorstellbar. Wir standen da, voller Fragen, voller Verzweiflung und komplett allein.

Aber auch mit dem festen Entschluss: Was auch immer kommt, wir gehen den Weg mit Finn. Bedingungslos. 


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