Die Diagnose infantile Zerebralparese hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen. Spastiken. Laufhilfen. Therapien. Reha. Worte, die man nie hören möchte, wenn es um sein Kind geht und doch plötzlich die neue Realität sind.

Wir waren bereit zu kämpfen. Für Finn. Für sein Leben. Für seine Zukunft. Aber was niemand einem sagt: Der wahre Kampf beginnt nicht im Krankenhaus. Er beginnt am Schreibtisch. Mit Formularen, Gutachten, Ablehnungen, Wartezeiten, Telefonwarteschleifen. Während dein Kind dringend Hilfe braucht, steht das System still. Und du gleich mit.

Finn braucht einen speziellen Buggy, einen Therapiestuhl, Orthesen, eine Laufhilfe ,jetzt. Nicht in acht bis 20 Wochen. Nicht nach „eingehender Prüfung“. Jetzt, weil sein kleiner Körper nicht wartet. Weil jede Woche ohne Unterstützung bedeutet, dass es für ihn noch schwerer wird, seinen Weg zu gehen.

Und du? Du stehst daneben. Mit einem Zettel in der Hand und einem Knoten im Bauch. Du willst einfach nur handeln, helfen, unterstützen und stößt auf Wände aus Bürokratie.

Aktuell steht sogar in Frage, ob wir als Pflegeeltern überhaupt Anträge stellen dürfen wie z. B. für einen Schwerbehindertenausweis oder eine dringend notwendige Höherstufung des Pflegegrads. Der Vormund muss zunächst prüfen, ob diese Entscheidungen in seinem Aufgabenbereich liegen, oder ob die Rechte rechtlich noch immer bei den leiblichen Eltern liegen. Bis dahin: Stillstand. Für Finn. Für uns. Für die Hilfe, die er so dringend braucht.

Es zerreißt dich. Weil du weißt, was dein Kind braucht, aber du darfst es ihm nicht geben. Noch nicht. Irgendwer muss erst sein Häkchen setzen. Irgendwo im System.

Und trotzdem stehen wir jeden Tag auf. Für Finn. Für jede Unterschrift. Für jede Minute Therapie. Für jedes Stück Selbstständigkeit, das ihm zusteht.

Wir haben einen kleinen Pflegesohn. Ein tapferes Kind mit einem riesigen Herzen. Und wir werden nicht aufhören, für ihn zu kämpfen nicht heute, nicht morgen. Denn wo das System aufgibt, beginnt unsere Liebe.


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